In Dream (2016) collagiert und überblendet die Künstlerin Anuk Miladinović reale, selbst gedrehte Filmsequenzen, die kulturelle Nutzungsarten von Wasser zeigen: Ein Schwimmbecken, in dem Menschen ihre Bahnen im klaren Nass ziehen oder eine mit dreckigem Wasser gefüllte Schleuse, durch die Schiffe hindurch gleiten und wieder verschwinden. Wasser erinnert hier an einen sauberen Sport- oder Wellnessort genauso wie an einen verschmutzten, globalen Transportweg mit schier endlosen Containerschiffen. Der Film folgt keiner klaren Narration. Unlogische oder unrealistische Zusammenhänge rekurrieren auf eine andersartige Traumwelt, in der reale Zustände das Unterbewusste spiegeln.
Tina Sauerländer, zu “DREAM”, 2017
Mira Sacher, zu “PARTING, dedicated to RM”, 2016
Zuerst ist da Nichts. Ein Nebel, der sich nur langsam auflöst. Ein asphaltierter Weg, der vom Fluchtpunkt abgeschnitten wird. Das dunkle Grau, das glänzende Grau, das helle Grau einer Brücke, die herausgenommen wurde aus ihrer Umwelt. Sie ist der Schauplatz für eine immer wiederkehrende Handlung.
Stefanie Böttcher, Die Wirklichkeit ist ein Schatten der Kunst (Auszug), 2014
Mit den Phänomenen „Raum“ und Zeit setzt sich auch Anuk Miladinović in ihrem Werk„Ordinance“ auseinander, allerdings auf einer abstrakteren Ebene. Das Video beginnt und endet in einer Krypta – dem Ort des Geheimnisses, an dem man sich auf Augenhöhe begegnet – wo ein- und ausgangs eine junge Frau den Teppich saugt. Dazwischen folgen Aufnahmen von Orten des Transits, eine Rolltreppe, ein doppelstöckiger Fußgänger- und Bahnübergang.
Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Fragen an das Verhalten von Architektur, 2013
Was passiert, wenn die Schwerkraft plötzlich beschließt, aus einer anderen Richtung wirken zu wollen?
Könnte man, wenn der Aufzug nicht da, seine Türen aber trotzdem geöffnet wären, durch den geöffneten Schacht einen anderen Raum sehen und was würde dort passieren?
Ist die Nische eine Abformung ihres Inhaltes oder formte sie ihn?
Greta Hoheisel, 2013
Wie ein Vorhang öffnen sich die Fahrstuhltüren. Hinter ihnen offenbart sich weder ein opulentes Schauspiel noch eine große Erzählung. Hinter ihnen liegen vielmehr andere geöffnete Fahrstühle. Wenn sich die Türen zum wiederholten Mal aufschieben, eröffnen sie den Blick auf einen geschwungenen Treppenaufgang, eine Rolltreppe oder eine alltägliche Fahrstuhlszenerie: Das Innere einer räumlich streng strukturierten, rhythmisierten und ästhetisierten Welt. Ein Außen aber – und damit ein möglicher Ausweg – kommt in Anuk Miladinovićs Videoarbeit „access“ (2012) nicht in Sicht.
Daniel Door, Innere Hygiene, 2012
Es regnet seit Tagen leicht und beständig. Die Wolken werden rot, werden hell, werden grau, werden dunkler, werden rot; es kommt die Nacht und mit ihr ein tiefes, fernes Brummen.
Dazwischen stehe ich auf, mache mich fertig. Gehe zum Blumenladen, kaufe etwas am Gleiskiosk, warte auf die Bahn, werde mit den Anderen von ihr bewegt; fahre Aufzug, gehe meine Wege ab und tue meine Arbeit.
Thomas D. Trummer, Cineastische Kryptografie, 2012
Reinigen und Registrieren
Eine metallische Fahrstuhltür ist zu sehen. Mit einem klickenden und krächzenden Geräusch öffnen sich die Stahlschiebewände. Wir blicken ins Innere. Dort befindet sich zur Überraschung keine Liftkabine, sondern ein Treppenhaus, indem eine Frau mit einem Mopp den Boden wischt. Sie hat die Haare zu einem kleinen Zopf gebunden. Sie trägt eine weiße Bluse und darüber blaue Arbeitskleidung.
David Wohnlich, Die Raumpflegerin, 2012
Die ästhetische Genauigkeit in Anuk Miladinovićs Arbeiten verbietet den billigen Topos, jeder könne sie innerhalb der eigenen Erfahrungswelt auslegen, wie er wolle.
Vielleicht ist es das, was diese Werke so spannend macht – zwar liefern sie eine Vielzahl von möglichen Anknüpfungspunkten an unsere gewöhnliche Erfahrung und scheinen damit zunächst als mimetische Konstrukte verstehbar, erklärbar, rückführbar in vorkünstlerische Räume zu sein, denn sie sind ja gegenständlich.
Hans Op de Beeck, Ein Erlebnis der besonderen Art, 2012
Vor einigen Jahren, bevor ich im Wintersemester 2011/12 die Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste in München übernahm, hielt ich dort eine Vorlesung über meine Kunst. Bei dieser Gelegenheit traf ich Anuk Miladinović und hatte die Möglichkeit, mich ausführlich mit ihr über ihre Arbeit, ihre Kunst und ihr Leben zu unterhalten.